Publikationen
Mikrohärtemessungen als alternative Methode zur Altersschätzung an den Zähnen von Deutschen Schäferhunden
- Autor(en)
- Christian Wiehart, Barbara Wallner, Martina Rohrer, Christian Huber, Hanns Plenk, Horst König
- Abstrakt
Zur Alterschätzung von Tieren werden in der Regel die Zähne auf Abrieb und etwaige radiologische Veränderungen untersucht. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Mikrohärte von Schmelz und Dentin an extrahierten Zähnen einer Hunderasse zu erfassen und auf die Korrelation mit dem bekannten Alter der Tiere zu überprüfen. Aus den mazerierten Schädeln von sechs eingeschläferten Deutschen Schäferhunden mit bekanntem Alter von 1,5, 2, 5, 8,5, 10 und 12 Jahren wurden jeweils ein Eckzahn (EZ) aus dem linken Unterkiefer und ein Reißzahn (Prämolar P4) aus dem rechten Oberkiefer extrahiert. Von diesen unentkalkten, in Kunstharz eingebetteten Präparaten wurden anschließend oberflächenpolierte, 350 µm dicke Schliffpräparate in horizontaler Ebene (EZ) und in axialer Ebene (P4) hergestellt. Mit der Methode nach Vickers wurden sowohl am Schmelz als auch am Dentin in vergleichbaren Regionen, unter der Kronenspitze und über der Kronenbasis jeweils drei Mikrohärte-Messungen (oberflächlich - mittel - tief) durchgeführt. Die Signifikanz von unterschiedlichen HV-Werten an verschiedenen Lokalisationen und in Relation zum Lebensalter wurde statistisch geprüft. Der Bereich der Messwerte lag im Schmelz zwischen 212 und 436 HV, und im Dentin zwischen 42 und 111 HV, wobei sich an den Reißzähnen (P4) die höheren Werte fanden. An den EZ fanden sich im Schmelz der Kronenmitte signifikant höhere Mikrohärtewerte als im Zahnhalsbereich, aber stets von der Schmelzoberfläche zur Schmelz-Dentin-Grenze hin, abnehmende Werte. Das Dentin der Kronenmitte der EZ ist ebenfalls signifikant härter als im Zahnhalsbereich. Bei den drei jüngeren Hunden finden sich die höchsten Härtewerte an der Schmelz-Dentin-Grenze, bei den drei älteren Tieren ist jedoch ein signifikanter Anstieg der Härte des Dentins gegen die Pulpagrenze erkennbar. Bei den P4 wird der Schmelz von der Kronenmitte zum Zahnhals signifikant härter, ebenfalls mit von der Schmelzoberfläche zur Schmelz-Dentin- Grenze abnehmenden Werten. An der Kronenspitze der vierten Prämolaren ist die Schmelzhärte ebenfalls höher als in der Kronenmitte. Im Dentin der Kronenspitze der P4 wurden an der Schmelz-Dentin-Grenze die höchsten Härtewerte gemessen, und bei diesem Zahn nimmt in jedem Alter die Mikrohärte des Dentins von der Schmelz-Dentin-Grenze zur Pulpa hin ab. Bei beiden Präparaten wurde in den Bereichen der höheren Schmelzmikrohärte auch eine geänderte Schmelzprismenstruktur beobachtet, die z.B. bei knochenfressenden Hyänen beschrieben wurde. Mit zunehmendem Alter wurde bei beiden Zähnen eine signifikante Zunahme (p=0,05) der Mikrohärten im Schmelz gemessen, die altersbedingten Anstiege der Mikrohärte im Dentin waren jedoch nicht signifikant. Die Mikrohärtemessung erweist sich als eine geeignete Methode, um beim Deutschen Schäferhund nicht nur regionale, offenbar belastungsabhängige Härteunterschiede in Schmelz- und Dentin objektiv festzustellen, sondern auch eine signifikante Altersabhängigkeit der Messwerte zu zeigen. Damit ergibt sich für Zahnuntersuchungen von Tieren auch eine neue Methode der Altersbestimmung, die sowohl an in vivo als auch an post mortem extrahierten Zähnen anwendbar ist.
- Organisation(en)
- Dynamik Kondensierter Systeme, Department für Biochemie und Zellbiologie
- Externe Organisation(en)
- Veterinärmedizinische Universität Wien, Medizinische Universität Wien
- Journal
- Wiener Tierärztliche Monatsschrift
- Band
- 99
- Seiten
- 91-100
- Anzahl der Seiten
- 10
- ISSN
- 0043-535X
- Publikationsdatum
- 2012
- Peer-reviewed
- Ja
- ÖFOS 2012
- 106006 Biophysik, 103015 Kondensierte Materie
- Link zum Portal
- https://ucrisportal.univie.ac.at/de/publications/19b44415-31e6-47bc-bc0d-f387f89c0470